DIE GANZE WAHRHEIT
Alles, was ihr immer schon über die Stammzellspende wissen wolltet, euch aber nie getraut habt zu fragen:
Stammzellen, oder genauer Blutstammzellen, sind die Basis unseres blutbildenden Systems ohne die unser Körper nicht funktionieren kann. Sie können sich selbst erneuern oder kopieren und verschiedene Subtypen von spezialisierten Zellen des Blutes produzieren: sowohl rote, als auch die zahlreichen weißen Blutzellen, die wichtig für das Immunsystem des Körpers sind. Ist die Blutbildung durch Leukämie, Anämie oder angeborenen Immundefekt dauerhaft gestört, kann manchmal nur die Übertragung (Transplantation) von Stammzellen eines gesunden Spenders helfen.
Diese Begriffe werden gern verwechselt, Rückenmark und Knochenmark haben nichts miteinander zu tun. Das für die Patienten benötigte Knochenmark befindet sich im Beckenkamm der Spenderin oder des Spenders (s. dazu auch „Methoden der Stammzellentnahme“), nicht in der Wirbelsäule.
Nein. Die Typisierung der Gewebemerkmale ist nur der erste Schritt für die Aufnahme in die DSD. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% werdet ihr in den nächsten Jahren nach der Aufnahme zur Stammzellspende gebeten.
Nein. Alle Kosten (Anreise, Übernachtungskosten, Verdienstausfall etc.) werden von uns übernommen.
Im Falle einer Spende wird für die Spenderin/den Spender eine Unfallversicherung inkl. einer Risikolebens- und Invaliditätsversicherung abgeschlossen.
Nein. Hier gilt der alte Musketier-Grundsatz „Einer für Alle, Alle für Einen“. Auch wenn euch das Schicksal eines bestimmten Patienten besonders berührt, wäre es nicht fair, sich nur für diese Patientin/diesen Patienten zur Verfügung zu stellen und bei einer späteren Aufforderung einen Rückzieher zu machen.
Nein. Einmal registriert, stehen eure Daten in einer zentralen Datenbank allen Patienten im In- und Ausland zur Verfügung.
Es gibt zum einen die Stammzellspende über den Blutkreislauf, die sogenannte periphere Blutstammzellspende. Dafür wird der Spenderin/dem Spender vor der Spende 4-5 Tage lang ein Wachstumshormon (G-CSF) gespritzt, um die für die Patientin oder den Patienten benötigten Stammzellen in großer Zahl aus dem Knochenmark ausschwemmen zu können. Ähnlich wie bei einer Dialyse wird das Blut dann gefiltert und die wichtigen Stammzellen abgesammelt. Die Sammlung dauert etwa 4 Stunden. Zum anderen gibt es die besser bekannte Knochenmarkspende (nicht zu verwechseln mit Rückenmark). Bei der Knochenmarkspende werden unter Vollnarkose etwa 1-1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen. Das ist für die Spenderin/den Spender ungefährlich, denn der Körper bildet das entnommene Knochenmark innerhalb weniger Wochen wieder nach. In 80-85% werden unsere Spendenden heute um die periphere Blutstammzellspende gebeten.
Eure HLA-Testergebnisse werden von der DSD an das Zentrale Knochenmarkspenderregister Deutschland (ZKRD) in anonymisierter Form (Spenderkennziffer, Geschlecht, Geburtsdatum) gemeldet. Diese Daten stehen dann den an der Suche beteiligten Organisationen für Patienten weltweit zur Verfügung. Datenschutz und Datensicherheit haben höchste Priorität! Die Daten werden gemäß der Datenschutzgrundverordnung und dem Bundesdatenschutzgesetz verwahrt und vor unbefugtem Zugriff geschützt. Niemand kann hier Rückschlüsse auf eure persönlichen Daten ziehen. Die Spendenden der DSD erhalten nach erfolgter Aufnahme in die Datei einen Spenderausweis mit Spenderkennziffer und den Kontaktdaten der DSD.
Eure HLA-Daten werden mit allen Patienten, die weltweit eine Spenderin oder einen Spender suchen, verglichen. Passen eure Merkmale zu denen eines Patienten, werdet ihr um eine erneute Blutprobe gebeten. Hier werden sowohl die HLA-Merkmale als auch das Blut auf eventuell ansteckende Erkrankungen untersucht.
HLA-Merkmale (humane Leukozyten Antigene) sind Eiweißmoleküle, die sich auf der Oberfläche der menschlichen Blutzellen befinden. Dabei hat jeder Mensch individuelle Gewebemerkmale, aufgrund derer das Immunsystem eigenes von fremdem Gewebe unterscheiden kann. Sie werden durch eine Kombination von Buchstaben und Zahlen (z.B: HLA-A*01:01) beschrieben. Die Gewebemerkmale sollten zwischen Spenderin/Spender und Empfängerin/Empfänger möglichst vollständig übereinstimmen, um zu einem optimalen Transplantationserfolg zu kommen.
Die Blutgruppe ist für die Stammzellspende nicht ausschlaggebend, da der Patient nach der Transplantation die Blutgruppe der Spenderin oder des Spenders übernimmt. Die HLA-Merkmale korrelieren auch nicht mit der Blutgruppe, d. h. auch wenn Patientin/Patient und Spenderin/Spender mit ihren HLA-Merkmalen übereinstimmen, muss die Blutgruppe nicht identisch sein.
Zusätzlich zu den HLA-Merkmalen untersuchen wir auch häufig den CMV-Status unserer Spendenden im Blut. Viele Menschen machen in ihrem Leben eine meist harmlose und unbemerkte Infektion mit dem Cytomegalievirus durch, dann bildet das Immunsystem Antikörper gegen das Virus. Für Menschen wie unsere Patienten kann dieses Virus jedoch eine tödliche Komplikation darstellen. Daher wird je nach Status der Empfängerin oder des Empfängers versucht, auch hier eine Übereinstimmung zu erreichen, d. h. eine Patientin/ein Patient, der/die schon immun gegen das Virus war, sollte möglichst mit einem Spendenden transplantiert werden, der ebenfalls Immunität gegen das Virus besitzt.
Das Einverständnis kann jederzeit widerrufen werden, da es auf einem freiwilligen Prinzip beruht. Allerdings bitten wir unsere zukünftigen Spenderinnen und Spender, sich vor der Aufnahme in die DSD genau zu überlegen, ob sie wirklich zu einer Spende bereit sind. Jede Spenderin und jeder Spender ist ein potentiell lebensrettender Mensch, manchmal gibt es nur eine Person auf der ganzen Welt für eine Patientin oder einen Patienten, und wenn diese dann nicht spenden will, kann das schwerwiegende Konsequenzen für das Leben des Patienten haben. Daher erst nachdenken und dann unterschreiben!
40-80% der Patientinnen und Patienten können mit Hilfe einer Stammzellspende ihre Krankheit besiegen, konkrete Zahlen anzugeben, ist jedoch schwierig, da die Heilungschancen von Mensch zu Mensch und Krankengeschichte zu Krankengeschichte stark variieren.
In Deutschland und einigen anderen Ländern können sich Spernderin/Spender und Patientin/Patient zwei Jahre nach der Transplantation kennenlernen, wenn beide Seiten zustimmen. Vorher ist ein anonymer Briefkontakt möglich. In manchen Ländern ist ein persönliches Kennenlernen nicht erlaubt, lediglich anonyme Briefe dürfen ausgetauscht werden. Einige Länder erlauben gar keinen Kontakt zwischen Spendenden und Empfangenden. Die DSD hat darauf keinen Einfluss.
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Mensch zwischen 18-55 Jahren als Stammzellspenderin oder Stammzellspender registrieren lassen (s. auch die Rubrik Ausschlussgründe).
Eine Spenderin oder ein Spender kann im Allgemeinen zweimal Blutstammzellen spenden, entweder für eine Patientin/einen Patienten oder zwei verschiedene Patientinnen/Patienten.
Wir bemühen uns, die Spende möglichst nah zum Wohnort des Spendenden in einem Krankenhaus oder Blutspendedienst stattfinden zu lassen.
Das ist sehr unterschiedlich. Manche Spenderin oder mancher Spender wird unmittelbar nach Aufnahme in die DSD für eine Spende angefordert, andere waren schon seit vielen Jahren registriert und haben dann gespendet.
Bevor eine Spenderin oder einen Spender Blutstammzellen für Patienten spenden können, erfolgt noch einmal ein ausführliches Aufklärungsgespräch über eventuelle Risiken und eine gründliche medizinische Untersuchung, um einen guten gesundheitlichen Zustand der Spendenden sicherzustellen. Erst wenn alle Untersuchungsergebnisse in Ordnung sind, dürfen die Spenderinnen und Spender Blutstammzellen spenden. Je nach Methode der Blutstammzellspende können unterschiedliche Risiken bestehen:
Bei der peripheren Blutstammzellspende werden die Spender mit dem Wachstumsfaktor G-CSF behandelt, der grippeähnliche Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen hervorrufen kann. Diese Beschwerden können bei Bedarf mit einem Schmerzmittel behandelt werden, die Beschwerden klingen aber unmittelbar nach der Spende ab. Der Wachstumsfaktor wird seit 20 Jahren bei der peripheren Blutstammzellspende benutzt, es sind keine Langzeiteffekte bekannt geworden.
Bei der Knochenmarkspende kann es durch die kleinen Einstiche am Beckenknochen zu Blutergüssen kommen, ein Muskelkater ähnlicher Schmerz kann auftreten. Die Beschwerden werden meist nicht als gravierend beschrieben. Das Knochenmark selbst regeneriert sich selbst kurz nach der Spende. Da die Knochenmarkentnahme unter Narkose erfolgt, besteht außerdem das übliche Narkoserisiko, was bei gesunden Menschen jedoch sehr gering ist.